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AutorenbildNorbert Opfermann

Jeder dritte Deutsche ab 18 Jahren hat das 9-Euro-Ticket

Während die Reduzierung der Kraftstoffpreise eine Woche nach Inkrafttreten des Entlastungspakets der Bundesregierung verpufft, scheint sich beim 9-Euro-Ticket eine Fangemeinde zu etablieren. Die Deutsche Bahn meldet positive Absatzzahlen und berichtet über eine Verdopplung der Verkäufe innerhalb einer Woche, so dass bisher etwa 6,5 Mio. Tickets allein bei der DB verkauft wurden. Der Hamburger Verkehrsverbund meldete bereits am 31. Mai den Absatz von 1 Mio.Tickets (inkl. 680.000 Abonnenten, die eine Gutschrift auf ihr Abo erhalten haben).


„Alle Augen richten sich auf das 9-Euro-Ticket, bei dem der Verband Deutscher Verkehrsun-

ternehmen (VDV )von insgesamt 30 Mio. NutzernX pro Monat ausgeht. Auch

hier gibt es erste Medienberichte und Kommentare, die sich vor allem auf volle Züge im Bahn-

regionalverkehr zum Pfingstwochenende fokussieren. Umso wichtiger ist es, möglichst schnell belastbare Zahlen zur Nutzung und den konkreten Erfahrungen bzw. möglichen Verkehrsmittelverlagerungen bereitzustellen“,beton tProf. Dr. Andreas Krämer, CEO der exeo Strategic Consulting AG und Co-Autor der StudieOpinionTRAIN.


29 % der Deutschen ab 18 Jahren besitzen das 9-Euro-Ticket

Die Studie OpinionTRAIN untersucht speziell die Nutzung des 9-Euro-Tickets zum Start der Gültigkeitsperiode im Juni. Befragt wurden am 7./8. Juni ( eine Woche nach Start der Aktion) ca.3.200 VerbraucherX in Deutschland zur Kenntnis, Kaufabsicht und konkreten Nutzung der 9-Euro-Monatskarte. Neben dem hohen Bekanntheitsgrad des Angebotes von etwa 97% berichten bereits 29% der Befragten, dass sie ein 9-Euro-Ticket besitzen. Etwa 10% haben schon Tickets für Juli und August gekauft. Ein erheblicher Anteil von 26% hält den Ticketkauf in der nächsten Zeit für möglich, 38% halten ihn für unwahrscheinlich. Die BesitzerX des 9-Euro-Tickets setzen sich erwartungsgemäß tendenziell aus ÖPNV-affinen Verbraucher/innenzusammen. Dies ist bereits dadurch bedingt, dass Personen, die bisher über einÖPNV-Abonnement verfügen, automatisch zu9-Euro-Ticket-Kund/innen werden. Wie die Befragung belegt, handelt es sich bei etwa einem Viertel der Besitzer des 9-Euro-Tickets um Personen, die den ÖPNV vor Juni 2022 gar nicht oder nur sporadisch genutzt haben.Aber nicht nur in diesem Teilsegment ist eine verstärkte Nutzung des ÖPNV im Verbundgebiet bzw. der Bahn im überregionalen Nahverkehr möglich. So geben 66% der Ticketbesitzer an, das 9 Euro-Ticket sei ein Grund, den ÖPNV häufiger als zuvor zu nutzen, 89% halten das 9-Euro-Ticket für einfach und unkompliziert zu erwerben.


Nutzungs-Schwerpunkt sind Fahrten am Wohnort

Neun von zehn Besitzer/innen haben das Ticket während der ersten 7 Geltungstage bereits genutzt. Auch wenn medial die Erfahrungen von Kunden im Vordergrund stehen, die das 9-Euro-Ticket für längere Fahrten am Pfingstwochenende genutzt haben, ist ein eindeutiger Schwerpunkt erkennbar, wenn die Befragten über ihre letzte Nutzung berichten: Etwa zwei Drittel der Fälle betreffen dabei Fahrten am Wohnort, 30 % gehen über die Grenzen des Wohnorts hinaus, bleiben aber unter 100 km Reisedistanz. Weniger als 10 % entfallen auf Reisen von mehr als 100 km Entfernung.

Erhebliche Fahrtenverlagerung vom Pkw zugunsten von Bussen und Bahnen

In Hinblick auf die berichtete Fahrt wurden die Nutzer danach gefragt, wie die Verkehrsmittelwahl ohne das 9-Euro-Ticket ausgesehen hätte. 47 % der Fahrten wären auch sonst mit Bussen und Bahnen unternommen worden (aber mit einem anderen Fahrschein), bei 44 % hat eine Verlagerung von anderen Verkehrsmitteln stattgefunden – wobei mehr als die Hälfte davon auf den Pkw entfällt. Weniger als 10 % der Fahrten sind Neuverkehr, d.h. die Fahrten wären ohne das 9-Euro-Ticket überhaupt nicht zustande gekommen. Effekte hinsichtlich einer Nachfrageverlagerung zugunsten von Bussen und Bahnen sind vergleichsweise geringer ausgeprägt bei den eher kürzeren Fahrten am Wohnort und stärker bei den längeren Strecken zu beobachten, die mehr als 100 km über den Wohnort hinausreichen.

Trotz punktueller Überlastung der Fahrzeuge hohes Zufriedenheitsniveau

Die Befragungsergebnisse unterstreichen, dass die Erfahrungen von KundenX mit dem 9-Euro-Ticket, insbesondere beim Aspekt Verfügbarkeit von Sitzplätzen, vergleichsweise kritisch sind. Dies wird wiederum getrieben durch die Nutzung des Tickets auf längeren Strecken, auf die viele Medienberichte abgezielt haben. So zeigt sich jeder zweite Kunde auf Fahrten von mehr als 100 km Streckenlänge unzufrieden mit der verfügbaren Sitzplatzkapazität. Allerdings trifft dies nur ein Teilsegment der Nutzungen. Insgesamt sind rückblickend weniger als 10 % der Kund/innen weniger zufrieden oder unzufrieden mit der letzten Fahrt mit dem Ticket. Dem stehen mehr als 60 % der Nutzer/innen entgegen, die sich als vollkommen oder sehr zufrieden einordnen. Unter Einbeziehung des extrem niedrigen Preises von 0,3 EUR pro Tag geben 48 % der Ticketbesitzer an, bei Fahrten mit dem 9-Euro-Ticket auch volle Busse, Bahnen und Bahnhöfe gern in Kauf zu nehmen. Dies zeigt, dass zumindest ein Teil der Kundschaft Komfortverluste im Zusammenhang mit der Ticketnutzung in Kauf nimmt.


55 % der Ticketbesitzer/innen würden nach eigenem Bekunden das Ticket auch nutzen, wenn der Preis höher als 9 EUR wäre (Ablehnung 17 %). Dies zeigt, dass die von der Politik bezweckte Entlastung der Verbraucher/innen zumindest in der Wahrnehmung vieler Nutzer/innen angekommen ist. Auch nachhaltig positive Imageeffekte für den Nahverkehr zeichnen sich ab.

„Die Studienergebnisse geben ein erstes – sicher kein abschließendes – Bild zur Wirkungsweise des 9-Euro-Tickets. Bezüglich der vielfach diskutierten Verkehrswende deutet die Erhebung auf vielversprechende Veränderungen in der Verkehrsmittelwahl durch das Angebot einer niedrigpreisigen Monatskarte. Gleichzeitig unterstreicht der Erhebungsansatz wie schnell sich belastbare Daten durch Onlineerhebungen bereitstellen lassen“, analysiert Johannes Hercher, Vorstand der Rogator AG und Co-Autor der Studie OpinionTRAIN. Ob das 9-Euro-Ticket aus Sicht der Politik und Wirtschaft die hochgesteckten Anforderungen und Ziele erfüllt, werden die nächsten drei Monate zeigen.

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