Düsseldorf/Mettmann. Die Regiobahn S28, die Kaarst und Wuppertal verbindet, steht derzeit sinnbildlich für die Frustrationen und Herausforderungen, die viele Fahrgäste im deutschen Nahverkehr erleben. Statt Fortschritt und Zuverlässigkeit bietet die Strecke eine scheinbar endlose Liste an Problemen: Verspätungen, Fahrzeugmangel und Schienenersatzverkehr. Die jüngsten Entwicklungen haben gezeigt, dass die Bemühungen zur Modernisierung und Verbesserung weit hinter den Erwartungen zurückbleiben.
Ein besonders gravierendes Problem ist der aktuelle Fahrzeugmangel, der dazu führt, dass der Abschnitt Mettmann-Wuppertal nicht bedient wird. Dies ist mehr als nur ein logistisches Problem; es ist ein Versagen auf mehreren Ebenen. Wie kann es sein, dass eine wichtige Bahnstrecke aufgrund von fehlenden Zügen einfach stillgelegt wird? Die Verantwortlichen müssen sich fragen lassen, warum die Beschaffung und Wartung der Fahrzeuge nicht besser geplant und durchgeführt wurden. Es ist inakzeptabel, dass die Fahrgäste die Leidtragenden von Managementfehlern und mangelnder Weitsicht sind.
Hinzu kommt die Verzögerung der Elektrifizierung, die ursprünglich als Lösung vieler Probleme präsentiert wurde. Stattdessen sehen sich die Fahrgäste nun mit einer weiteren unbestimmten Wartezeit konfrontiert. Diese Verzögerungen sind symptomatisch für eine tiefere Problematik: eine unzureichende Planung und Umsetzung von Infrastrukturprojekten. Die Versprechen, die gemacht wurden, sind hohl, wenn sie nicht durch Taten unterstützt werden.
Ein weiterer Rückschlag für die Modernisierung der Strecke war die Klage eines Anwohners, der sich dagegen wehrte, dass ein Oberleitungsmast auf seinem Grundstück aufgestellt wird. Diese juristische Auseinandersetzung hat nicht nur die Bauarbeiten weiter verzögert, sondern zeigt auch die Konflikte auf, die entstehen, wenn öffentliche Infrastrukturprojekte auf private Interessen treffen. Während die Bedenken des Anwohners verständlich sind, verdeutlicht dieser Fall die Notwendigkeit einer besseren Kommunikation und Kooperation zwischen den Beteiligten, um solche Projekte rechtzeitig und im Sinne aller Beteiligten voranzubringen.
Ein weiterer Aspekt, der die Missstände auf der Regiobahn S28 zwischen Kaarst und Wuppertal verdeutlicht, ist die Tatsache, dass die neuen FLIRT-Züge längst vorhanden sind, aber aufgrund der fehlenden Oberleitung nicht auf der Strecke eingesetzt werden können. Stattdessen werden sie auf anderen VRR-Linien verwendet, während die Fahrgäste der S28 weiterhin auf veralteten und unzuverlässigen Fahrzeugen reisen müssen.
Zusätzlich weist die Regiobahn auf den erhöhten Instandhaltungsaufwand der Integral-Fahrzeuge hin, die seit Jahren im Einsatz sind. Diese alten Züge erfordern häufige und aufwendige Wartungen, was zu zusätzlichen Ausfällen und Verzögerungen führt. Erschwerend kommt ein hoher Krankenstand in der Werkstatt in Mettmann hinzu, der die Instandhaltungskapazitäten weiter reduziert und somit den Betrieb der Strecke zusätzlich belastet.
Ein besonders alarmierendes Ereignis war der Brand eines der Integral-Fahrzeuge, das vollständig ausbrannte. Dieser Vorfall hat nicht nur den Fahrzeugmangel weiter verschärft, sondern auch das Vertrauen der Fahrgäste in die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Regiobahn stark erschüttert.
Darüber hinaus wurde der Zugbetrieb auf der Linie RE 47 zwischen Remscheid und Düsseldorf aufgrund von Reparaturarbeiten an mehreren Zügen bis Ende 2024 komplett eingestellt. Fahrgäste müssen nun auf alternative Reisemöglichkeiten ausweichen: Ein Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen wurde eingerichtet. Zudem können Fahrgäste auf dem Streckenabschnitt zwischen Solingen Hbf und Düsseldorf Hbf die Züge der parallel verkehrenden Linie S1 nutzen. Zwischen Solingen Hbf und Remscheid Hbf stehen die Züge der Linie S7 zur Verfügung. Allerdings sind auch hier Einschränkungen zu beachten, da Bauarbeiten zwischen Remscheid-Lennep/Remscheid Hbf und Düsseldorf Hbf/Solingen Hbf vom 24.05. bis 15.06.2024 stattfinden, die ebenfalls von der Regiobahn betrieben werden.
Angesichts dieser Herausforderungen stellt sich die Frage, wie eine geplante Verlängerung der Strecke nach Viersen realistisch und sinnvoll umgesetzt werden kann. Wenn schon die bestehenden Abschnitte nicht zuverlässig betrieben werden können, wie soll dann eine Erweiterung erfolgreich gemeistert werden? Eine solche Expansion darf nicht nur auf dem Papier existieren, sondern muss durch konkrete Maßnahmen und eine solide Infrastruktur unterstützt werden.
Die Verantwortlichen müssen endlich aufwachen und erkennen, dass halbherzige Maßnahmen und Verzögerungen nicht ausreichen. Es braucht eine klare, langfristige Strategie, um die Regiobahn S28 aus ihrem desolaten Zustand herauszuholen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Fahrgäste die zuverlässige und komfortable Bahnreise erhalten, die sie verdienen. Es ist höchste Zeit, dass die Verantwortlichen die Weichen für eine bessere Zukunft stellen und die Regiobahn S28 endlich auf den Weg der Besserung führen.
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