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Opernabend im Künstlerverein Malkasten: Morden nach Noten

Düsseldorf. Mord, Arie und Abgrund – selten verband sich beides so elegant wie an diesem besonderen Abend im traditionsreichen Künstlerverein Malkasten. Unter dem Titel „Thriller, Talk und Operntode“ präsentierte die Reihe Forum Opernhaus der Zukunft in einem Special eine ebenso ungewöhnliche wie packende Mischung aus Krimilesung, Opernkunst und kulturpolitischem Gespräch.

Horst Eckert und Kulturdezernentin Miriam Koch (Foto: Opfermann)
Horst Eckert und Kulturdezernentin Miriam Koch (Foto: Opfermann)

Dass der Malkasten seit seiner Gründung vor 177 Jahren Kunst, Musik und Literatur vereint, erinnerte Vereinsvorsitzender Christoph Westermeier in seiner Begrüßung: „Die Oper war uns immer Nachbarin über den Hofgarten hinweg – künftig rückt sie uns noch näher.“ Gemeint war der neue Standort des Düsseldorfer Opernhauses am Werhahn, der bereits in Horst Eckerts Politthriller eine schaurige Rolle spielt.


Blutige Baustelle und böse Arien

Warum sich ausgerechnet die Opern-Baustelle als Schauplatz für Leichenfunde eigne, wollte Kulturdezernentin Miriam Koch dem Autor entlocken. Zuvor aber erklangen mörderische Arien, dargeboten von Liliana Aleksanyan, Roman Hoza, Sami Luttinen und Jacob Harrison. Sie führten das Publikum durch die großen Operntode: Don Giovannis Degenstich, Posas tödlichen Verrat in Verdis Don Carlo, Cio-Cio-Sans tragischen Suizid in Madama Butterfly.


Zwischen diesen musikalischen Dramen las Horst Eckert mit gewohnter Spannungskunst aus seinem Roman "Die Macht der Wölfe". Die Szene führte ins Machtzentrum des Kreml, wo er mit scharfem Witz Putins einsamen Auftritt am spiegelglatten Tisch beschrieb – ein literarischer Seitenhieb, der im Publikum für amüsiertes Raunen sorgte. Dann verlegte sich die Handlung an die düstere Opern-Baustelle, wo Ermittler Vincent Veihs Mutter bei der Dokumentation des Zerfalls eines Konsumtempels merkwürdige Entdeckungen macht.


Zwischen Fiktion und Wirklichkeit

Im anschließenden Talk staunte Miriam Koch über Eckerts hellseherische Ader: Schon im Roman hatte er den neuen Opernstandort am Werhahn vorausgeahnt. „Dann ist die Politik umgeschwenkt und mir gefolgt“, konterte der Autor mit einem Augenzwinkern.


Eckert erinnerte sich auch an seine Zeit als Opernscout – eine Erfahrung, die ihn tief geprägt habe. Drei Werke seien ihm besonders im Gedächtnis geblieben: Die Zauberflöte, Aida und Der Feuervogel. „Oper kann Stolz auf eine Stadt wecken – trotz der Kosten“, betonte der Autor.



Das Publikum quittierte die Mischung aus Spannung, Musik und Gespräch mit langem Applaus. Beim nächsten Termin des "Forums Opernhaus der Zukunft" am 18. November soll es erneut um den Neubau gehen – dann werden die vier prämierten Architektenentwürfe vorgestellt.


Bis dahin bleibt die Erinnerung an einen Abend, an dem sich Oper und Krimi aufs Schönste umarmten – und an Horst Eckerts charmant-düstere Vision einer Stadt, die selbst ihre Baustellen zum Schauplatz der Kunst erhebt.

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