Die Hespertalbahn fährt wieder, wenn auch Corona-bedingt mit Einschränkungen. Eisenbahnfans können die Fahrt im Museumszug mit einer Wanderung kombinieren oder mit einer Schifffahrt auf dem Baldeneysee.
Auf der rund drei Kilometer langen Strecke vom alten Bahnhof Kupferdreh zum Haus Scheppen wurden früher Kohle, Kalk und Erz transportiert. Als Schmalspurbahn mit Pferdebetrieb erschloss sie ab 1857 Erzgruben im Raum Velbert, ab 1877 die Zeche Pörtingssiepen auf Normalspur. Die Förderung auf Pörtingssiepen wurde am 30. Dezember 1972 eingestellt, die Zechengebäude über Tage wurden in den 1980er-Jahren komplett abgebrochen. Bereits im Juni 1975 rettete der Verein zur Erhaltung der Hespertalbahn die Strecke und betreibt sie seitdem als Museumsbahn.
Die Fahrt beginnt am alten Bahnhof Kupferdreh, in dem sich heute ein Restaurant befindet. Das alte Empfangsgebäude aus dem Jahre 1898 wurde liebevoll restauriert. Hier kann man den Ausflug zur Hespertalbahn und zum Baldeneysee mit einem Brunch beginnen oder gemütlich ausklingen lassen. Gleich nebenan liegt der Bahnsteig der Hespertalbahn.
An bestimmten Fahrtagen gibt es hier Dampfbetrieb. Die Personenwagen sind urig und demokratisch, denn hier fahren alle Holzklasse. Ruckelnd setzt sich der Zug in Bewegung – Eisenbahnnostalgie pur! Nach kurzer Fahrt erreicht der Museumszug den Bahnhof Zementfabrik; von dem Industriekomplex ist jedoch nur noch eine Brachfläche übriggeblieben. Früher war hier der Übergabebahnhof zur Bundesbahn. Bis 2014 waren hier noch die Museumsfahrzeuge der Hespertalbahn abgestellt. Mit dem Bau eines Lokschuppens an der Sporthalle Kupferdreh wurden auch die Abstellgleise an diesen neuen Standort verlagert.
Die Höchstgeschwindigkeit der Bahn beträgt schlappe 15 Stundenkilometer. So ist die Fahrt, die weiter am Baldeneysee entlangführt, recht beschaulich. Für Radfahrer und Skater, die bei schönem Wetter zahlreich zum Baldeneysee strömen, ist es ein Leichtes, den Zug abzuhängen. Doch wir haben keine Eile und genießen die Fahrt. In Fahrtrichtung rechts liegt der Baldeneysee, links lässt sich ein ehemaliger Steinbruch erahnen.
Kurz vor dem Endpunkt Haus Scheppen wird die Sicht auf den See durch die Abraumhalde der 1972 stillgelegten Zeche Pörtingssiepen unterbrochen. Dort befand sich bis 1978 eine Abzweigstelle, von der über den Haltepunkt Margrefstraße das Zechengelände Pörtingssiepen umfahren und der Endpunkt Hesperbrück an der Hammer Straße direkt erreicht werden konnte. Dies war übrigens der ursprüngliche Streckenverlauf. Der direkte Weg zur Zeche über den heutigen Endbahnhof Haus Scheppen wurde erst 1937 errichtet. Von 1927 bis zur Schließung der Zeche Pörtingssiepen 1973 wurde ein nicht öffentlicher Personenverkehr für die Bergleute durchgeführt.
Der Endbahnhof liegt idyllisch im Wald; und man kann heute kaum noch erahnen, dass es hinter dem Prellbock einmal weiterging und die Strecke über eine Brücke die Zeche Pörtingssiepen erreichte. Auch vom Zechengelände selbst ist nichts mehr zu erkennen, einzig eine Seilscheibe des Förderturms ist als Denkmal geblieben. Anfang der 1970er-Jahre habe ich die stillgelegten Gebäude des Bergwerks noch selbst gesehen. Eine gespenstische Ruhe strahlte diese Industriebrache aus, allerdings immer noch beeindruckend. Ab 1981 erfolgte der Abbruch der Anlagen. Am 24. Juni 1982 wurde der 1958 errichtete Förderturm über Schacht 2 gesprengt. Das Gelände der Zeche Pörtingssiepen ist heute komplett begrünt und Teil eines Rundwanderwegs.
Zur Website: https://www.hespertalbahn.de/
Buchtipp: https://eisenbahn-nostalgie.eu/Home/
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